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Romantagebuch – KW23/2024

Dänemark-Urlaub geplant – Check. Fragen an Archive rausgeschickt – Check. Feedback auf die Einsendeaufgabe erhalten – Check. Diese Woche verlief wie geplant!

Auch mit dem Feedback der Schreibschule konnte ich wieder viel anfangen und das ein oder andere Todo in meinen Romantext packen. Um ein Gefühl dafür zu geben, wie so ein Feedback und meine Lehren daraus so aussehen können, will ich hier mal über einen ganz bestimmten Abschnitt schreiben.

Evolution eines Dialogs

Am vergangenen Mittwoch habe ich eine kleine Dialogszene samt Herleitung hier veröffentlicht. Er endet mit einer raschen Wechselfolge von mündlicher Rede verschiedener Personen. Die Version, die in dem Blogbeitrag steht, ist nicht die Ursprüngliche. Und auch nicht mehr die mittlerweile aktuelle Version. Ich will den Schaffungsprozess einmal nachzeichnen.

Erste Version

[…]

Tränen tropften auf die schwarzen Fliesen.

„Wie konnte das passieren, Mama? Wie konntest du?“

„Wir müssen darüber reden, aber nicht jetzt.”

„Warum hat Max nichts gesagt?”

„Das ist… ich weiß nicht, was ich sagen soll.”

„Komm, wir laufen ein Stück.”

Annemaries Kopf pochte, die Sätze hörte sie nur in weiter Ferne. Ihr war heiß, ihr Hals pochte.

[…]

In dieser Version habe ich komplett auf Inquits verzichtet. Inquits sind kurze Einschübe, die dem Leser zeigen sollen, wer gerade etwas sagt. „, sagte Annemarie“ oder „, fragte Jule aufgebracht“ sind Beispiele für Inquits. Ich wollte mit dem Verzicht auf diese Angaben verdeutlichen, dass Annemarie (aus deren Perspektive die Szene geschildert wird) so überfordert ist mit allen, dass die Sätze einfach nur ohne jegliche Chance auf mentale Verarbeitung auf sie einprasseln und sie sich nicht wehren kann.

Zweite Version

[…]

Tränen tropften auf die schwarzen Fliesen.

„Wie konnte das passieren, Mama? Wie konntest du?“, schrie Jule in das Hemd ihres Vaters.

„Wir müssen darüber reden, aber nicht jetzt”, Jules Vater war anzumerken, wie er innerlich kochte.

„Warum hat Max nichts gesagt?”, fragte Jule.

„Das ist… ich weiß nicht, was ich sagen soll“, sagte Karl, „Komm, wir laufen ein Stück.”

Annemaries Kopf pulsierte, die Sätze hörte sie nur in weiter Ferne. Ihr war heiß, ihr Hals pochte.

[…]

Basierend auf dem Feedback meiner Lektorin habe ich die Szene überarbeitet und Inquits, sowie einfache Sprecherangaben eingefügt. Meine mit der ersten Version beabsichtigte Wirkung ist nämlich nicht eingetreten: Meine Lektorin hat den Inquit-Verzicht nicht als Stilmittel wahrgenommen. Oft sei es ein schmaler Grat zwischen Unter- und Überforderung des Lesers. In diesem Fall sei die Szene zwar aus der Perspektive der Mutter geschrieben und ihr subjektives Empfinden könne man so ausdrücken, aber dennoch weiss sie natürlich trotzdem, ob gerade ihr Ehemann oder ihre Tochter einen Satz sagt. Das sollte man dem Leser daher auch sagen.

Dritte Version

Ich muss gestehen, dass ich dennoch großer Anhänger der Idee aus meiner ersten Version bin. Daher habe ich erneut Kontakt zu meiner Lektorin aufgebaut und wir haben uns ausgetauscht, wie man die beabsichtigte emotionale Komponente trotzdem vermitteln könnte, ohne auf die zusätzlichen Informationen zu verzichten. Spielen mit Satzzeichen, Variation in Inquit-Verben und leichte inhaltliche Anpassungen führten zur folgenden dritten Version des Dialogs, die mir sehr gut gefällt.

[…]

Tränen tropften auf die schwarzen Fliesen.

„Wie konntest Du …!“ Karl brachte den Satz nicht zuende.

„Aber Max …!“ Jule schluchzte auf.

„Der ist doch noch minderjährig“, fuhr Karl sie jetzt an. „Gerade 17!“

Im gleichen Moment schrie Jule: „Ich hasse dich.“

Annemarie hielt sich die Ohren zu. Alles drehte sich in ihrem Kopf. Sie fasste gar nicht auf, was Jule und ihr Mann sagten. Aber der Ton war klar: Niemand würde ihr verzeihen.

[…]

Solche Überlegungen, Unsicherheiten und Feinschliffe gibt es natürlich an hunderten Textstellen. Nicht immer werden sie bis ins kleinste Detail ausdiskutiert wie hier – aber sie beschäftigen mich und bringen mich dazu, hier und da immer mal wieder Anpassungen vorzunehmen. Vielleicht ist jetzt einigen von euch klar, warum trotzdem dass schon einiges an Text existiert, der Roman noch lange nicht fertig ist. Natürlich muss am Ende ein gesundes Maß gefunden werden, mit dem man zufrieden ist; jedoch habe ich momentan noch zu viel Entdeckungsfreude am eigenen Text als das da Ruhe reinkommt :).

Nächste Woche

Die kommende Woche habe ich mir weniger vorgenommen; es stehen seitens meines Jobs ein paar wichtige Termine an und die vorhandene Freizeit ist schon etwas länger verplant. Daher werde ich zwar in das kommende Modul der Schreibschule (Thema: Flüssiges Schreiben auf dem Weg zur Rohfassung) hineinlesen, aber noch nicht großartig Lernen.

Ich wünsche euch eine schöne Woche – man liest sich spätestens am nächsten Sonntag!

Published inSchreiben