Da habe ich im letzten Romantagebuch vor einer Woche bezüglich des geplanten Lernfortschritts den Mund ganz schön voll genommen. Dieses Modul mit dem Schwerpunkt Charaktere und Figuren ist mit großem Abstand bisher das umfangreichste. Daher habe ich diese Woche am Roman selber keinerlei Fortschritt zu vermelden.
Auch vom Modul habe ich nur etwa zwei Drittel durchgearbeitet – die Inhalte über psychologische Modelle, Archetypen und Grundängste habe ich noch vor mir. Trotzdem gibt es ein paar ausgewählte Inhalte, die ich mit euch teilen will.
Learnings zu Charakterisierungen
Die Quintessenz des Gelernten findet sich im folgenden Zitat:
Halten Sie nie im Erzählfluss inne, um eine Figur zu charakterisieren. Hüten Sie sich davor, Ihren Lesern zu sagen, wie eine bestimmte Figur ist. Die Leser müssen selbst sehen, wie Ihre Figuren etwas fühlen, sagen oder tun.
Sol Stein in „Über das Schreiben“
Die Charakterisierung einer Figur geschieht nicht explizit. Sie ist die Summe ihres Verhaltens, ihres Auftretens gegenüber anderen Personen, ihrer Dialoge und Gedanken. Das alles geschieht in guten Romanen indirekt – es ist mal wieder das allgegenwärtige „Show, don’t tell“, was hier ins Spiel kommt.
Natürlich haben Autoren Steckbriefe, Lebensläufe oder Fragebögen über ihre Figuren erarbeitet; sie gehören als solche aber nicht in eine Romanhandlung. Der Autor kann mit ihnen im Hinterkopf aber immer wieder prüfen, ob es logisch ist, was die Figuren fühlen, sagen und tun. Es geht darum, durch die Auswahl von äußerlichen Details ein Bild des Inneren zu erzeugen.
Aber natürlich kann es Ausnahmen geben. Allen voran die indirekte Charakterisierung und die Charakterisierung durch den inneren Monolog. Bei ersterer ist es der Erzähler, der eine Figur beschreibt – aber Achtung: Der Erzähler ist nicht der Autor! Beispielsweise könnten sich zwei Personen über eine dritte Person unterhalten und sie so charakterisieren. Beim inneren Monolog legt man die inneren Gedanken der Figur offen und lässt sie selbst über sich und ihr Verhalten reflektieren.
Weitere Methoden sind die Charakterisierung durch die Umgebung und durch nicht realistische Elemente. Ein geschickter Autor kann allein durch die Beschreibung der äußeren Umgebung ausdrücken, wie es in der Figur aussieht. Dies geschieht zum einen durch die Wahl der Worte und den Satzbau und zum anderen durch den Detailgrad, den er bestimmten Aspekten der Umgebung widmet (sind es auf einem Spielplatz beispielsweise die in der hellen Sonne spielenden Kinder oder die verdreckten Mülleimer an den Sitzbänken, wo der Charakter jeden Abend randalierende Jugendliche vermutet).
Planung der nächsten Woche
Ich werde die kommende Woche dafür nutzen, das bereits Gelernte weiter zu verinnerlichen und mit den noch fehlenden Informationen zu verschiedenen psychologischen Modellen von Persönlichkeiten anzureichern. Neben der schon bekannten Heldenreise, geht es vor allem um Modelle von C.G. Jung und Fritz Riemann, welche Versuche unternommen haben, Figuren hinsichtlich ihres Wesens zu kategorisieren. Ich bin gespannt, wie eingänglich der Stoff ist und vor allem, wie mich das beim weiteren Schreiben des Romans unterstützen kann.
Ob ich es schon schaffe, die Einsendeaufgabe anzugehen, wird sich zeigen – diese Woche hat es trotz einer leckeren Mohnschnecke nicht geklappt :).