Eine weitere Woche ist ins Land gezogen. Eine extrem verregnete Woche, die sich aber ab Freitag zum Glück wieder etwas sonniger gezeigt hat. Und das ohne nervig hohe Temperaturen hier in meiner Dachgeschosswohnung. Das ist etwas, warum ich mich nicht auf den Sommer freue. Dann werde ich wieder ein wenig außerhalb Schreiben müssen.
Apropos Schreiben: Dafür hatte ich vor allem Zeit am Samstag und am Sonntag. Ich habe drei weitere Szenen in die Reinform für ein abschließendes Lektorat gebracht. Das schlägt sich entsprechend in der Übersicht nieder.

Über die Szene mit größeren Anpassungen möchte ich etwas mehr berichten. Es handelte sich bei meinen Anmerkungen dort um Rechercheaufgaben zur Gelderner Polizeiwache: “Plausibilitätsprüfung Mannstärke, Motorisierung und sonstige Ausstattung”. Ich weiß aus meinen bisherigen Nachforschungen im Geldener Stadtarchiv und dem Kreisarchiv Kleve, dass:
- ihr Standort zentral in der Nähe des Marktplatzes lag,
- sie acht bis zehn Wachmänner hatte,
- die Wache über einige Fahrräder verfügte,
- es zwei Fahrzeuge für Einsätze gab und Geldern damit vergleichsweise gut ausgestattet war.
Meine Recherchehinweise bezogen sich hauptsächlich auf die zur Verfügung stehenden Fahrzeuge und die typische Ausrüstung der Wachmänner bzw. Polizisten. Um die Fahrzeuge genauer beschreiben zu können, habe ich mich also genauer über sie informiert.
Ausstattung und Motorisierung der Landpolizei
Laut Unterlagen bestand der Fuhrpark der Gelderner Polizei aus einem – auch “Kommissbrot” genanntem – Hanomag 2/10 PS PKW und einem Mercedes-Benz Typ L5 Pritschenwagen. Letzterer war damals vergleichsweise modern und vor allem teuer und daher eher ungewöhnlich für eine Stadt der Größe von Geldern – Gründe für den Besitz konnte ich den Unterlagen aber nicht entnehmen.
Die weitergehende Internetrecherche hat einige Fotos der Fahrzeuge zu Tage gefördert und auch eine Tatsache bestätigt, die ich bereits befürchtet hatte: Die Fahrzeuge waren vor allem dem Polizeichef vorbehalten und kamen in größeren Einsätzen oder Ausflügen zum Einsatz. So musste ich einige Szenen anpassen und Rudi und seine Kollegen auf Fahrräder umschreiben. Über diese habe ich tatsächlich keine konkreten Informationen aus der Gelderner Polizeiwache, aber für die Zeit üblich waren robuste, schwarze Fahrräder der Firmen Wanderer und Opel, welche die Hauptausstatter für die Polizei waren. Solche Behördenfahrräder hatten häufig auch Nummern am Rahmen, die sie als solche auszeichneten.
Aus Copyright-Gründen habe ich hier weder Fotos zu den Fahrzeugen noch Fahrrädern geposted – die kann man aber einfach selbst finden :).
Aber was trugen die Polizisten nun so bei sich, wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs waren? Auch da liefert das Internet antworten: Die Fahrräder verfügten vorne meist über eine Halterung für größere Petroleumlampen und hinten über einen robusten Gepäckträger mit einem kleinen verschließbaren Koffer, der fest montiert war. Dessen Inhalt war nicht fest vorgeschrieben – wenn man den Ergebnissen trauen kann, transportierten viele Polizisten ihr Pausenessen, also z.B. Butterbrote, darin. Die Wachmänner selbst trugen dunkelblaue Uniformen und eine Schirmmütze (seltener auch eine Pickelhaube). Zur Standardausstattung gehörte ein Schlagstock, ein Satz Handschellen und (nicht immer) eine Dienstpistole. Da ich diese auch in den Unterlagen des Stadtarchivs schonmal gelistet gesehen habe, kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass die mit Abstand am meisten eingesetzten Pistolen alte Revolver aus dem Kaiserreich waren; insbesondere der Reichsrevolver M/83. Die “83” bezieht sich auf das Jahr der Markteinführung 1883. Bis 1903 wurde der Revolver hergestellt. Er wurde auch im ersten Weltkrieg eingesetzt. Restbestände wurden in der Weimarer Republik dann in Behörden gegeben.
So habe ich nun also das Bild von Rudi Fleuren vor mir, wie er in Uniform und Schirmmütze vor seinem schwarzen Dienstrad steht und die von seiner Frau Annemarie vorbereiteten Brote auf den Gepäckträger packt. Mit Schlagstock, Handschellen und Dienstwaffe am Gürtel schwingt er sich auf den Sattel und macht sich auf den Weg zum nächsten Bauernhof mit Schmuggelverdacht.
Ich hoffe, ihr konntet so ein paar Einblicke in die Welt meines Romans erhaschen – die nächsten Wochen werde ich garantiert noch einige Rechercheergebnisse teilen können. Sei es zum Kaffeeschmuggel über die niederländische Grenze, den Einzug des Spargelbaus in Walbeck oder Details zu Zersetzungszeiten des menschlichen Körpers. Krimis bieten eine schier überwältigende Anzahl an “das müsste man nochmal gegenprüfen”! Das werde ich dann auch mal die kommende Woche so weitermachen.
Euch bis dahin eine schöne Zeit!