Diese Woche ging erstaunlich schnell vorbei. Neben meinem Brotjob hatte ich diese Woche beinahe jeden Tag nach Feierabend entweder lästige Pflichten (ja ich meine Dich, Zahnarzt!) oder private Verabredungen. Dennoch habe ich es geschafft, sowohl meine aktuelle Lektüre (Wolfszeit von Jim Butcher, meine Mini-Rezension habe ich gerade auf Goodreads gestellt) zu beenden, als auch im aktuellen Stoff der Schreibschule voranzukommen. Da ich den gestrigen Samstag für einen Brettspiel-Nachmittag eingeplant hatte, absolvierte ich den Hauptteil meiner Arbeit am Freitagabend und Samstagmorgen.
Wenn alles so funktioniert, wie ich es eingeplant habe, dann werde ich in der nächsten Woche meine nächste Hausaufgabe abgeben können und damit zwei Wochen vor dem ursprünglich angesetzten Termin in das letzte Modul des Semesters einsteigen können. Aber dazu kommende Woche mehr!
„Guter“ Stil
Das aktuelle Modul behandelt die Fragen, was einen Stil beim Schreiben auszeichnet und in welchen Situationen und Stimmungen ein bestimmter Schreibstil den Zielen des Autors dienlich sein kann. Für mich habe ich die Lehre gezogen, dass der Stil die Summe persönlichen Ausdrucks, Erzählabsicht und literarischen Konventionen ist. Anhand verschiedener Textauszüge wurden Beispiele von passendem und unpassendem Stil (man beachte: Es wird nicht von „gut“ oder „schlecht“ gesprochen!) exemplarisch dargestellt.
Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir dabei ein Auszug aus „Nur eins noch“ von Raymond Carver. An diesem Text wird ein reduzierter Stil und seine Wirkung besprochen. Der gewählte Stil, man könnte ihn grob auch einfach als eine Zusammenfassung von Vorgängen bezeichnen, ermöglicht es dem Autor in nur sehr wenig Zeilen eine Stimmung der Hoffnungslosigkeit und Resigniertheit rüberzubringen. In einer ersten Übung ging es auch direkt an das eigene ausprobieren in ein paar kurzen Szenen. Hier eine von mir, die mir gut gefällt:
Ich hörte den Nachbarn im Flur seine Tür abschließen, hörte sein gedämpftes Gemurmel. Ich wusch mir das Gesicht. Ich tat die Seife und das Handtuch in den Schrank. Dann tat ich das Deo hinein und mein Haargel, das noch auf dem Beckenrand stand, und die Dose Zahnseide und die Zahnbürste. Ich konnte den Schrank nicht schließen, aber das war in Ordnung so. Ich zog die schwarze Krawatte gerade und nahm mein Jacket. Ich nahm meinen Schlüssel und löschte das Licht. "Das wars, nun heisst es Abschied nehmen", sagte ich in die seit einer Woche einsame Wohnung und ging hinaus.
Trauer, Einsamkeit, Entfremdung, Enttäuschung – das sind ganz passende Themen für einen solchen Stil.
Im weiteren Verlauf des Stoffes lernte ich die Unterschiede und nahtlosen Übergänge von objektiven und subjektiven Stilen; es wurden auch ganz allgemein ein paar Regeln aufgestellt, die ich mir herausgeschrieben habe und die es in Zukunft zu beherzigen gilt:
- Die Sprache soll die Aufmerksamkeit nicht auf sich lenken, sondern im Hintergrund bleiben. Ungewöhnliches ist vorsichtig und dosiert einzusetzen.
- Leser sollten am Verhalten der Figuren ablesen können, was in ihnen vorgeht (klassischer Bestandteil des „Show, don’t tell!“).
- Erklärungen wirken eher schwerfällig.
- Ebenso ausufernde Monologe und Denkabschnitte.
Mit den gelernten Informationen fühle ich mich in Hinblick auf meinen bisherigen Romantext sehr wohl. Dass Figurenverhalten und Dialoge das zentrale Vehikel für den Romanstoff sind, hat mir seit dem ersten Feedback meine Lektorin eingetrichtert. Vor allem lebendige Dialoge gehen mir mittlerweile gut von der Hand.
Arbeit an meinem Roman
Ich habe diese Woche ein paar Stunden an meinem vorhandenen Text gearbeitet. Diesmal habe ich ihn gemäß einer Vorgabe geprüft und angepasst: Vorsicht vor Adjektiven und Adverbien! Diese verlangen vom Leser, sich eine Situation bis ins kleinste Detail genau so vorzustellen, wie ich als Autor es vor Augen hatte. Die Kunst besteht aber darin, dem Leser nur gerade das zu geben, was er braucht, um sich ein möglichst lebensnahes, letzlich jedoch eigenes Bild machen zu können. Die Arbeit mit Sprachbildern und Vergleichen ist hier den Adjektiven und Adverbien vorzuziehen.
Bei der Durchsicht älterer Kapitel habe ich dabei auch direkt Notizen eingearbeitet, die ich vorgefunden habe und bin mit meinem Fortschritt sehr zufrieden, auch wenn keine neue Handlung entstanden ist. Diese werde ich kommende Woche mit der Übung ins Auge fassen.
Wochenplanung
Kommende Woche will ich mich ganz auf die Hausaufgabe konzentrieren und dabei die Handlung des Romans vorantreiben. Die Aufgabe besteht darin, eine Szene zweimal zu schreiben: Einmal in einem angemessen objektiven Stil und einmal sehr subjektiv nah an der handelnden Person. Darauf freue ich mich schon – die Übungen, in denen auch direkt neuer Text für Spargelzeit entstanden ist, haben mir bisher am meisten gefallen.
Neben der Übung werde ich meinen Zeitplan für die Module aktualisieren und mit meiner Lektorin in Kontakt treten, um einen Zeitpunkt für das nächste größere Lektorat anzupeilen.
Außerdem will ich mir – nachdem mein Sommerurlaub für dieses Jahr genehmigt wurde – erneut eine kleine, einsame Hütte raussuchen, in der ich Teile dieses Urlaubs schreibend verbringen kann.
Alles in allem:
- Hausaufgabe einreichen
- Vier bis sechs Seiten neue Rohtexte für Spargelzeit schreiben
- Zeitplan für Folge-Lektorate mit Lektorin besprechen
- Location für Schreiburlaub im Sommer planen