Jedes Jahr nehme ich mir zwischen Weihnachten und Neujahr eine kleine Auszeit, um mich einmal so richtig auf Videospiele zu stürzen. „So richtig“ heisst, dass ich durchaus auch mal wie früher die Nacht oder gar bis zu 24h durchzocke und meinen komplett eigenen Tages- und Nachtrhythmus lebe. Dieses Mal kamen vier Spiele auf meiner Liste zusammen: Indiana Jones and the Great Circle, The Duck Detective, Drova und eben jenes JRPG, auf das ich seit dem Release immer mal wieder ein Auge geworfen habe und um welches es hier gehen soll: Metaphor: Re-Fantazio.
In meinen rund 90 Spielstunden habe ich mit meinen Charakteren gelacht, gefiebert und gekämpft – und es war eine fantastische Reise. Metaphor: Re-Fantazio liefert genau das, was ich mir von einem neuen Atlus-Spiel erhofft habe: Eine mitreißende Story, facettenreiche Figuren und ein forderndes Kampfsystem, das mich bis zum Abspann immer wieder motiviert hat.
Die Welt ist nicht einfach nur eine Kulisse, sondern fühlt sich lebendig an. Denn wie die Persona-Reihe setzt Metaphor eine Kalender-Mechanik ein. Die spielbaren Abschnitte pro Tag sind meistens der Nachmittag und die Nacht. Beide Tageszeiten haben pro Schauplatz/Stadt ihre eigenen NPCs, begehbaren Orte, Quests, etc. Außerdem gibt es wiederkehrende Spezialtage, an denen z.B. Geschäfte ihre Gegenstände mit einem Rabatt anbieten. Die Mechanik erfordert aber auch ein Zeitmanagement: Quests und Aktionen benötigen zum Einen Zeit (da ist mal schnell ein ganzer Tag vorbei) und haben öfters auch eine Frist zum erledigen. Dann muss man entsprechend planen, dass man zur rechten Zeit am rechten Ort ist und über eine genügende Ausrüstung verfügt. Außerdem gibt es überall kleine Details zu entdecken – seien es gut versteckte Schatztruhen in entlegenen Winkeln oder charmante Nebencharaktere mit liebevoll geschriebenen Dialogen – da geht die Zeit schneller vorbei als man denkt.
Besonders fasziniert hat mich auch das Artdesign. Die Mischung aus traditionellen Fantasy-Elementen und den leicht futuristischen Einflüssen in manchen Gebieten, Waffen und Rüstungen wirkte zu Beginn ungewöhnlich, entpuppte sich aber schnell als unglaublich stimmungsvoll. Jedes neue Areal, das ich bereist habe, hatte ein eigenes Flair und erzählte seine ganz eigene Geschichte. Anfangs mag vor allem das Interface sehr überladen wirken, aber man gewöhnt sich schnell daran.
Wie schon bei Persona, punktet Metaphor mit starken Charakteren. Obwohl manche auf den ersten Blick fast klischeehaft erscheinen – der mutige Ritter, die mysteriöse Zauberin, der schräge Erfinder – wächst einem die Truppe schnell ans Herz. Die Entwickler schaffen es, ihren Figuren durch Dialoge, Rückblenden und gemeinsame Herausforderungen eine Tiefe zu verleihen, die mich mehr als einmal überrascht hat.
Die Story selbst ist dabei ein bunter Mix aus bekannten Fantasy-Versatzstücken und einigen wirklich kreativen Ideen. Ohne zu viel zu verraten: Die Geheimnisse rund um das Königreich, die politischen Ränkespiele und die uralten Prophezeiungen haben für viele spannende Wendungen gesorgt – solche, die ich meiste absolut null vorhergesehen habe.
Zu guter letzt will ich noch das Kampfsystem erwähnen. Dies kombiniert klassische, rundenbasierte Gefechte mit modernen Elementen, die stark an Atlus’ frühere Titel erinnern. So gibt es ein ausgeklügeltes Element-System, das nicht nur das Ausnutzen von Gegner-Schwächen, sondern auch spektakuläre Kombo-Angriffe ermöglicht. Wer sich Zeit nimmt, die vielfältigen Fertigkeiten seiner Gruppe zu planen und geschickt aufeinander abzustimmen, wird mit mächtigen Spezialmanövern belohnt.
Ein weiterer spannender Aspekt des Kampfsystems sind die sogenannten Archetypen, die ihr durch das Knüpfen von Banden mit bestimmten NPCs freischaltet. Jeder dieser Archetypen stellt eine Art „Charakter-Spezialisierung“ dar, die eurem Helden oder euren Begleitern neue Fähigkeiten, Status-Boni und passives Wissen verleiht. So kann ein Charakter etwa vom klassischen Krieger-Archetypen profitieren, indem er besonders hohe Offensivwerte und eine gesteigerte Krit-Wahrscheinlichkeit erhält. Andere Archetypen legen ihren Fokus auf defensive Stärken, Heilfähigkeiten oder Zauberkunst und lassen sich somit perfekt an das gewählte Kampfszenario anpassen. Das motiviert ungemein, denn eure Beziehungen zu NPCs haben nicht nur eine rein erzählerische Funktion, sondern beeinflussen direkt die Entwicklung eures Teams und ermöglichen so immer wieder neue Strategien in den rundenbasierten Gefechten.
Jedem, der nun Bock auf das Spiel bekommen hat, dem empfehle ich noch folgende Review für die finale Meinungsbildung: https://www.youtube.com/watch?v=2afXi-ZsIQI