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Der Kreis schließt sich

Manchmal geschehen Wunder dort, wo man sie am wenigsten erwartet. Als die Ankündigung von Indiana Jones and the Great Circle erschien, war ich skeptisch. Würde es nur ein weiteres nettes, aber letztlich durchschnittliches Spiel im Schatten der älteren Klassiker werden? Nach Jahrzehnten seit Indiana Jones and the Fate of Atlantis war die Messlatte für viele Fans der Reihe fast unerreichbar hoch. Aber was soll ich sagen: Ich wurde überwältigt. Hier ein paar spoilerfreie Zeilen zu meinem Spiel des Jahres 2024.

Bereits die ersten Minuten von The Great Circle zeigten, dass dieses Spiel anders ist. Die Inszenierung ist schlichtweg atemberaubend. Mit einer filmreifen Story, die voller Wendungen, Mysterien und klassischer Indy-Momente steckt, schafft es das Spiel, die Essenz der Indiana-Jones-Filme und älteren Spiele perfekt einzufangen und gleichzeitig neue Akzente zu setzen.

Die Handlung von The Great Circle ist genau das, was man sich von einem Indiana-Jones-Spiel erhofft. Sie kombiniert historische Fakten mit fiktiven Elementen auf eine Weise, die sowohl Fans der Reihe als auch Neulinge begeistert. Die Reise führt Indy an exotische Schauplätze rund um den Globus, von antiken Ruinen bis hin zu pulsierenden Metropolen. Und natürlich sind wieder Nazi-Schurken und mystische Artefakte mit von der Partie.

Die Vertonung und der Soundtrack von The Great Circle ist eine Klasse für sich. Jeder Dialog ist hervorragend geschrieben und von einer hochkarätigen Besetzung eingesprochen – Troy Baker als Indiana Jones klingt wirklich 1:1 wie Harrison Ford. So ist die Darstellung von Indiana Jones selbst – seine markante Stimme, sein trockener Humor, seine menschliche Seite – ist ein Highlight. Die Musik, die dezent John Williams‘ ikonische Themen zitiert und gleichzeitig neue, mitreißende Melodien bietet, trägt immens zur Atmosphäre bei. Die Synchronisation der italienischen und deutschen Widersacher ist hervorragend. Keine englischen Sprecher, die italienische oder deutsche Charaktere mimen, sondern native Sprecher und ganz natürliche Dialoge.

Auch die visuelle Inszenierung ist beeindruckend – wenn man über entsprechende Hardware verfügt. Eine Grafikkarte mit Ray Tracing Kapazitäten ist Pflicht, für Path Tracing ist eine RTX 4090 empfohlen. Das Ergebnis ist atemberaubend – vor allem der zweite Abschnitt des Spiels hat eine enorme optische Wucht. Von verwitterten Tempeln bis hin zu lebendigen Marktplätzen – jede Szene wirkt, als sei sie direkt aus einem Film herausgeschnitten.

Wie eingangs schon erwähnt: Vor gut dreißig Jahren erschien mit Indiana Jones and the Fate of Atlantis nicht nur eines der besten Adventure-Spiele aller Zeiten, sondern auch das beste Indiana Jones Spiel. Viele Fans, mich eingeschlossen, hielten es für unmöglich, dass ein neues Indiana-Jones-Spiel dieses Niveau je wieder erreichen könnte. Doch The Great Circle tritt dieses Erbe nicht nur an – es tut dies auf Augenhöhe.

Die bisherigen 3D-Indiana-Jones-Spiele, Infernal Machine und Emperor’s Tomb, waren zwar solide und boten viel Spaß, doch sie reichten qualitativ nie an die Meisterklasse von Fate of Atlantis heran. The Great Circle hingegen ist ein vollendetes Kunstwerk, das sowohl Gameplay als auch Story perfekt miteinander verbindet. Es fühlt sich an, als hätte die Serie endlich ihre wahre Form gefunden.

Published inVideogames