Tagebucheintrag des Heinrich, Schmiedegehilfe in Tachau.
Im Namen des Herrn, Anno Domini 1403.
Der Morgen graute kaum, als ich, Heinrich, getreuer Gehilfe des Schmiedemeisters Radovan aus Tachau, mich auf den Weg machte, um dem Schicksal unserer verlorenen Gesellen Ventza und Franz nachzuspüren. Meister Radovan selbst war von grimmiger Sorge erfüllt, da die Lieferung für die große Hochzeit in Semin nicht ihr Ziel erreicht hatte.

Mit einem letzten prüfenden Blick auf die Schmiede und dem Gewicht des Auftrags auf meinen Schultern, sattelte ich mein treues Ross und ritt gen Süden. Der Ritt war beschwerlich, die Wege vom Regen aufgeweicht, doch der Gedanke an meine Pflicht trieb mich voran.

In Semin angelangt, empfing mich Herr Jan von Semin, ein Mann von würdevoller Gestalt, Vater des Bräutigams, sowie sein getreuer Hauptmann Knorren, dessen Augen den Scharfsinn eines erfahrenen Kriegers verrieten. Nach kurzem Bericht und ernster Beratung beschlossen wir, am nächsten Morgen gemeinsam die Nachforschungen fortzusetzen.

Ich vertrat mir ein wenig die Beine im Dorf Semin. Für die Nacht fand ich Unterschlupf im Stall des Herren Jan, das Heu bot mir eine härtere Lagerstatt als gewohnt, und auch der Gedanke an die bevorstehende Suche hielt mich wach.



Mit dem ersten Hahnenschrei brachen wir auf der Suche nach Hinweisen auf nach Troskowitz. Der Tau lag noch auf den Wiesen, als wir dort ankamen.


Der Vogt des Dorfes, Drossel, ein scharfsinniger Mann mit wettergegerbtem Gesicht, wusste von einem Wagen zu berichten, der vor einem Tag in großer Hast durch das Dorf gejagt war. Eine Spur, endlich!


Wir folgten den Zeichen: Hier ein Radabdruck, dort eine vom Wagen gefallene Kiste, deren Inhalt achtlos verstreut lag.

Die Fährte führte uns in ein düsteres Waldstück, wo wir den Wagen schließlich fanden – leer und verlassen, als wäre er von Geistern geplündert worden.

Doch bald entdeckten wir ein verborgenes Lager zwischen Felsen, wo finstere Gesellen hausten. Mit gezogenem Schwert traten wir ihnen entgegen.

Es entbrannte ein wilder Kampf; das Krachen von Klingen und das Stöhnen der Verwundeten hallte durch den Wald. Im Eifer des Gefechts zeigte sich der wahre Verrat: Ventza und Franz hatten mit den Banditen gemeinsame Sache gemacht, gierig nach schnellem Gewinn.

Nach unserem Sieg banden wir die Verräter fest und traten den Heimweg an. Herr Jan und Hauptmann Knorren nahmen die beiden unter ihre Obhut, um ihnen gerechte Strafe zuteilwerden zu lassen.

Mich jedoch entließen sie in Troskowitz, von wo ich allein nach Tachau zurückritt.

Dort berichtete ich Meister Radovan von den Geschehnissen. Sein ernster Blick hellte sich, als er von meinem Erfolg hörte. Zum Dank schenkte er mir den Rest des Tages frei. Nach einer wohlverdienten Wäsche, die den Staub des Weges von meiner Haut spülte, begab ich mich ins Schankhaus.

Das Bier floss, das Feuer prasselte, und das Lachen der Zecher vertrieb die düsteren Schatten des Waldes aus meinen Gedanken. So endet dieser Tag, in Dankbarkeit und Frieden. Möge der Herr meine Wege weiterhin lenken.
