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Romantagebuch – KW3/2024

Seit mittlerweile etwas über einem Jahr absolviere ich einen Fernlehrgang bei der Schule des Schreibens. Diesen Schritt habe ich gemacht, da ich mit meinen schriftstellerischen Ambitionen ernst machen will. Mich interessieren Best Practices beim Schreiben, Konventionen, guter Stil und vor allem Feedback von erfahrenen Autoren und Lektoren zu meinen Texten. Außerdem will ich wissen, wie man überhaupt mit Verlagen in Kontakt tritt und welche Vor- und Nachteile der Selbstverlag hat.

In das alles habe ich bisher Einblicke bekommen; vor allem der Austausch mit meiner Lektorin, sei es nun zu Übungsaufgaben oder meinem Romanprojekt, führt zu vielen neuen Erkenntnissen und macht mich zu einem besseren Autor.

Viele, die von meinem Vorhaben wissen, erkundigen sich immer mal wieder nach dem aktuellen Fortschritt von „Spargelzeit“ (so der Arbeitstitel meines Romanprojekts). Um regelmäßig über den aktuellen Stand zu berichten, will ich hier alle ein bis zwei Wochen Auskunft darüber geben, woran ich gerade arbeite und was ich dabei gelernt habe.

Dies hier ist der erste Statusbericht! Natürlich werde ich keine Details der Handlung preisgeben – Spoiler, gerade bei Krimis, kann niemand gebrauchen.

Worum geht es in „Spargelzeit“?

Bei „Spargelzeit“ handelt es sich um einen Kriminalroman zu Zeiten der Weimarer Republik. Das Geschehen findet in Walbeck, einem Spargeldorf nahe der deutsch-niederländischen Grenze, und der nahegelegenen Kleinstadt Geldern statt.

Der Tonfall des Romans ist beschwingt und gesellig. Die Stimmung kann man als nostalgisch-verklärt beschreiben: Trotz der Härte der Zeit, in welcher der Roman spielt, wird die Lebensfreude und das Miteinander der Dorfgemeinschaft in den Vordergrund gerückt.  Es sind ehrliche Leute, die hart arbeiten und Wert auf ein gutes Zusammenleben legen. Man kennt sich, mag sich trotz mancher Eigenheiten und ist gerne unter sich. Unbekannte und Außenseiter beäugt man kritisch. Es ist ein “cozy” Kriminalroman, der auf dauerhaft düstere Passagen, Schockmomente oder brisante politische Themen verzichtet.

Der 37-jährige Rudolph Fleuren, der von allen “Rudi” genannt wird, ist der Hauptcharakter des Romans und Polizist in der Kleinstadt Geldern, zu dessen Einzugsgebiet auch das Spargeldorf Walbeck gehört. Er ist verheiratet und hat eine Tochter. Er ist ein geselliger Familienmensch, der trotz seiner Akribie im Beruf, privat auch mal Fünfe grade sein lässt. Als wir zum ersten Mal auf ihn treffen, wird er jedoch in einen Fall hineingezogen, der ihn dazu zwingt, sich zwischen seinem Job und seiner Familie zu entscheiden.

Wie arbeite ich?

Nachdem ich meine Arbeitsweise in den ersten Monaten immer mal wieder angepasst habe und die Arbeit am Roman von der Priorität immer mal wieder mit anderen Hobbies konkurrierte, habe ich mir seit einiger Zeit konsequentere Regeln gesetzt. Die wichtigste lautet: Mindestens ein Tag am Wochenende gehört der Schreibschule und der Arbeit am Roman; das sind aktuell acht bis zwölf Stunden.

Eine zweite wichtige Entscheidung ist, dass ich mein Rollenspielprojekt Violet Fate dem Roman unterordne. Das habe ich entsprechend auf den sozialen Kanälen des Projekts kommuniziert und die Webseite von Violet Fate entsprechend angepasst. So blöd es sich anhört: Das hat in mir wieder mehr Kreativität freigesetzt, da ich nicht ständig ein anderes Projekt im Hinterkopf habe von dem ich das Gefühl habe, es komme zu kurz.

Kreative Freiräume und „den Kopf frei haben“ sind Stichpunkte für die dritte und letzte Entscheidung, die ich hier nennen will: Ich habe mir einen eigenen Arbeitsplatz für das Lernen und Schreiben eingerichtet. Eigener Schreibtisch, eigener Rechner, eigener Monitor, eigene Kommode für Unterlagen. Vorher habe ich an meinem Desktop-Rechner gearbeitet, auf dem sich auch meine gesamte Freizeit sonst abgespielt hat: Private Mails, Chats, Gaming, etc. – außerdem sitze ich an diesem Schreibtisch auch, wenn ich aus dem Homeoffice heraus arbeite. Stundenlanges Arbeiten und Sitzen am gleichen Schreibtisch – das schlägt auf die Kreativität und Laune.

Mein Arbeitsbereich wenn es ums Schreiben geht

An manchen Tagen reicht aber auch ein eigener Schreibplatz nicht aus – dann flüchte ich nach draußen. Ich verziehe mich mit dem Notebook und meinem Notizbuch z.B. in die Uni-Bibliothek hier in Duisburg. Da ist es ruhig, es gibt genügend Arbeitsplätze und fußläufig erreichbare Cafes oder Parks.

Womit arbeite ich?

Im Grunde habe ich drei Werkzeuge, die ich zum Schreiben benutze: Ein Notizbuch, Scrivener und Miro.

Das Notizbuch habe ich oft bei mir und das aus einem ganz einfachen Grund: Sobald man irgendwelche Ideen hat oder man interessante Dinge beobachtet, sollte man sie aufschreiben. Diesen Hinweis fand ich anfangs wahnsinnig klischeehaft. Aber ich habe inzwischen den Nutzen verstanden – gerade bei Brainstormings oder dem Aufbau eines Backlogs mit neuen Story-Ideen. Aus einzelnen, hingeschmierten Stichpunkten sind inzwischen schon ein Kurzkonzept für einen Wirtschaftskrimi und mehrere Rollenspielabenteuer entstanden. Natürlich könnte ich die Gedanken auch einfach in mein Handy eintippen, das kleine Notizbuch ist aber einfach flexibler. Außerdem komme ich mir dann vor wie ein Detektiv mit seinem Notizblock und das ist cool.

In Miro, einem digitalen Whiteboard, findet vor allem planerische Arbeit statt. Festhalten von Recherche-Ergebnissen und Ideen, Ausarbeitung von Plots, Erstellung von Beziehungsgraphen oder auch die Zusammenstellung von Moodboards. Ich mag es allerdings auch, wenn man kreative Aspekte mit Stiften und Zetteln an einem echten Whiteboard oder einer Pinnwand bearbeitet. Die Ergebnisse werden dann aber immer entweder abfotografiert und in Miro gepackt oder direkt in Miro nachgebaut. Der Vorteil liegt auf der Hand: Man hat alles an jedem Ort immer zur Hand und kann es auch direkt ändern.

Plot, Aktstruktur, Spuren des Kriminalfalls und Kapitel-Treatment in Miro

Das eigentliche Schreiben, der Kern der Arbeit, erledige ich in Scrivener. Das ist eine Autorensoftware der Firma Literature & Latte. Ich habe ein paar Programme ausprobiert (z.B. Papyrus, Patchwork, DramaQueen, Final Draft) – aber die Kombination von MacOS (ich arbeite auf einem MacBook) und Scrivener ist für mich unschlagbar in Sachen Bedienkomfort, Schlichtheit und Backup-Konfiguration.

Ich bin übrigens niemand, der beim Schreiben absolute Ruhe braucht. Vielmehr versetzt mich eine musikalische Begleitung in die richtige Stimmung. Und damit meine ich sowohl Stimmung im Sinne von Produktivität, als auch emotionale Stimmung für passende Texte. Meine Playlist mit Musik aus Zeiten der Weimarer Republik wächst stetig. Daher kann man Spotify durchaus als mein viertes Werkzeug zum Schreiben bezeichnen.

Was ist der Stand der Dinge?

Ich habe bisher ein größeres Lektorat hinter mir. Inhalt war ein umfangreiches Exposé (das sogenannte Exposé II) für Verlage und der erste Akt des Romans. Das Feedback habe ich bisher teilweise eingebaut, manche Rückmeldungen führten auch zu größeren Umbauten in der Story. Insgesamt existiert ein vollständig herausgearbeiteter Plot samt Kapitel-Treatment sowie – schätzungsweise – zwei Drittel des Romantextes in einer ersten Version.

Zuletzt habe ich mich (aufbauend auf der letzten Schreibübung) an die erste Rohversion des großen Höhepunktes im finalen Akt gemacht. In der Übung hatte ich mich näher mit der Beziehung zwischen Rudi und seinen Arbeitskollegen beschäftigt und sollte diese in Form einer Drehbuchszene herausarbeiten. Bei der Arbeit an den Dialogen hat sich bei mir eine grobe Idee für die Umsetzung der letzten großen Enthüllung der Geschichte ergeben. Das Herausarbeiten des Ortes, der beteiligten Personen und der Herleitung hat mich den gestrigen Nachmittag beschäftigt.

Um die Logik und die Folgerichtigkeit der Idee zu verfizieren, habe ich meine Plotplanung entsprechend angepasst. Entstandene Ideen für vorherige Kapitel und Szenen habe ich direkt an entsprechenden Stellen kommentiert. Bei kommenden Überarbeitungen kann ich diese dann direkt einarbeiten.

Wie geht es nun weiter?

In den nächsten Wochen beschäftige ich mich im Lehrgang mit Schreibstilen und formaler Konsistenz und werde vorhandene Texte dahingehend prüfen und überarbeiten. Und dann will ich mir Gedanken über den Zeitpunkt einer zweiten Einreichung ins Lektorat machen.

Im siebzehnten Monat der Schreibschule geht es um Stilmittel und Konsistenz

Dieser erste Logbucheintrag ist etwas länger geworden, als ursprünglich geplant – aber ich glaube, nun sollte sich jeder abgeholt fühlen. In den nächsten Beiträgen werde ich dann hauptsächlich über die aktuellen Arbeiten und Herausforderungen beim Schreiben berichten und bei wichtigen Meilensteinen über den Projektstatus informieren.

Published inSchreiben