Nein, hier geht es nicht um Harry Potter – diesen habe ich tatsächlich nicht über das Lesen der Romane, sondern erst über die Filme kennen und lieben gelernt. Es geht um Harry Blackstone Copperfield Dresden, ebenfalls Magier. Und zwar der einzig offen praktizierende Magier in Chicago; er steht im Telefonbuch.
In meiner Jugend stolperte ich zum ersten Mal über die Abenteuer von Harry Dresden bzw. die ersten „Dresden Files“-Romane. Die Mischung aus Magie, Krimi und einer Prise schwarzen Humors versprach einiges. Ich weiss nicht, ob es an der Sprachbarriere (ich hatte den ersten Band auf Englisch) lag oder daran, dass ich mit einigen Anspielungen und Tropes noch nichts anzufangen wusste: Ich beendete das erste Buch nicht und ich verfolgte die Reihe auch nicht weiter.
Doch vor einigen Wochen erwähnte ein Brettspiel-Kollege, dass er die Romanreihe aktuell rauf und runter liest und von ihr sehr angetan sei. Die „Dresden Files“ sind mittlerweile auf über fünfzehn Bücher angewachsen und erfreuen sich im Genre der Urban Fantasy großer Beliebtheit. Ich dachte mir: Warum dem Ganzen nicht noch mal eine Chance geben? Kriminalroman mit Fantasy-Einflüssen und Klischee-Spielereien? Ein magiebegabter Privatdetektiv, der übernatürliche Morde für die Polizei aufklärt? Was kann mir daran nicht gefallen?
Und ich tat gut daran, nochmal einen neuen Anfang zu wagen. Den ersten Roman „Sturmnacht“ verschlang ich innerhalb einer Woche und ich bin kurz davor, den zweiten Roman „Wolfsjagd“ zu beenden. Ich habe mir sogar schon die ersten sechs Bände zugelegt – sie warten alle gespannt in meinem Bücherregal auf die Lektüre. Und ich freue mich diebisch darauf.
Autor Jim Butcher schreibt schnörkellos und direkt und schafft es dabei, Chicago wie ein kleines Dorf erscheinen zu lassen, in dem man sich trotz der Geschehnisse direkt zuhause fühlt. Dies gelingt insbesondere durch die pointierten – ja, durchaus klischeebeladenen – Charaktere. Schon in Buch zwei fühlte sich die erneute Begegnung mit Harry, seinem Wegbegleiter Bob, Polizistin Murphy und all den anderen Charakteren aus seinem Chicagoer Umfeld wie das Wiedersehen mit alten Bekannten an.
Für mich aktuell eine seichte Wohlfühl-Lektüre zum einfachen Runterlesen. Das muss auch mal sein.