Routine – besser als Alien?

Ich erinnere mich noch an den ersten Trailer von “Routine”. Der kam vor etwa zwölf Jahren raus. Damals versprach das Spiel eine düstere, atmosphärische Mondbasis, die an “Alien” oder “System Shock” erinnerte. Jetzt, nach einer gefühlten Ewigkeit und wohl mehreren Engine-Wechseln in der Entwicklung, ist es endlich da. Und es ist zum Glück gut geworden! Nicht perfekt, aber auf eine faszinierende Weise eigenwillig.

Die Mondbasis, in der das Spiel stattfindet, fühlt sich an wie ein Relikt aus den 80er-Jahren: Klobige Terminals, flackernde Bildschirme, surrende Maschinen. “VHS-SciFi”, wie es so oft genannt wird. Statt eines klassischen HUDs verlässt man sich auf das Cosmonaut Assistance Tool (CAT), das als Scanner, Werkzeug und Speichermedium dient. Das verstärkt die Immersion, auch wenn es manchmal umständlich ist. Die Welt wirkt lebendig, bedrohlich, real. Und das ohne Jump-Scares oder übertriebene Action. Dafür sorgt vor allem das grandiose und einem Triple-A-Game mehr als ebenbürtige Sounddesign.

Der Vergleich zu “Alien: Isolation” ist berechtigt, aber “Routine” geht seinen eigenen Weg. Hier geht es weniger um die Jagd durch einen unbesiegbaren Gegner als um Exploration und Rätsel. Die Spannung baut sich langsam auf, durch Geräusche, durch die ständige Ungewissheit, was hinter der nächsten Ecke lauert. Die Gegner sind gefährlich, aber nicht allgegenwärtig; stattdessen gilt es, sich zu verstecken, zu fliehen oder clever zu improvisieren.

Das Gameplay ist langsam und methodisch. Wer schnelle Action erwartet, wird enttäuscht sein. Wer sich jedoch auf das Tempo einlässt, wird mit einer Welt belohnt, die voller Details steckt.

Die Story wird nicht durch Cutscenes erzählt, sondern durch Umgebungsdetails und Aufzeichnungen. Man erwacht als Ingenieur auf der Basis, ohne zu wissen, was passiert ist, und muss sich die Geschichte selbst zusammensetzen. Relativ schnell wird klar, dass man als Software Engineer diese Stelle angenommen hat, um sich um die Wartung der Systeme auf der Basis zu kümmern. Die Erzählung bleibt vage, fast philosophisch, und stellt Fragen, die sie nicht immer beantwortet. Das mag nicht jedem gefallen, aber es passt perfekt zur düsteren, geheimnisvollen Stimmung des Spiels.

“Routine” ist kein perfektes Spiel. Die Steuerung ist manchmal klobig, die Puzzles nicht immer logisch, und die Spielzeit ist eher kurz. Doch was es an Polish fehlt, macht es durch seine Atmosphäre und seinen Mut zur Eigenständigkeit wett. Nach “Faith” eine weitere, kleine Empfehlung für die Zeit zwischen den Jahren :-).