“Ich sah einen Stern vom Himmel fallen. Und ihm wurde der Schlüssel zum Abgrund gegeben.”
Durch den OK Cool Podcast bin ich auf “Faith: The Unholy Trinity” aufmerksam geworden; ein Spiel, das sich bewusst in die 8-Bit-Ära zurückversetzt, und zwar nicht als nostalgische Hommage, sondern als konsequente Simulation der technischen Grenzen alter Heimcomputer. Das Ergebnis ist interessant, aber nicht ohne Macken.
Während die meisten Retro-Spiele heute auf eine “hübsche” 16-Bit-Optik setzen, geht “Faith” einen anderen Weg bzw. noch weiter zurück: Die Grafik ist klobig, die Farben begrenzt, die Animationen ruckelig. Es sieht nicht aus wie ein modernes Spiel mit Retro-Charme, sondern wie ein echtes Relikt aus den frühen 80ern. Das ist zunächst gewöhnungsbedürftig, schafft aber eine ungewöhnliche Atmosphäre. Die reduzierte Darstellung zwingt einen, sich auf Details zu konzentrieren und weckt das Kopfkino in einem.
Der Sound unterstreicht das noch. Statt orchestraler Untermalung gibt es synthetisierte Stimmen, die an alte Speech-Synthesizer erinnern, kombiniert mit knarzenden Effekten und einem düsteren, elektronischen Soundtrack. Als hätte jemand einen Horrorfilm auf eine verrauschte Kassette aufgenommen. Nicht immer perfekt umgesetzt, aber durchgehend stimmig.
Inhaltlich bewegt sich “Faith” im Spannungsfeld zwischen Glauben und Wahnsinn. John, ein junger Priester, gerät in ein Netz aus Sekten, Exorzismen und okkulten Ritualen. Die Handlung ist düster und voller Andeutungen, ohne alles zu erklären. Gary, der Antagonist, ist kein klassischer Bösewicht, sondern ein fanatischer Prediger, der glaubt, im Namen Gottes zu handeln. Das wirft Fragen auf. Etwa danach, wo Glauben in Fanatismus umschlägt. Die Erzählung bleibt mir allerdings leider oft zu vage.


Das Spiel setzt auf ein extrem reduziertes Steuerungssystem: WASD + ein Knopf für fast alles. Das macht den Einstieg einfach, führt aber auch zu einigen frustrierenden Momenten, besonders in den Bosskämpfen. Die Mechanik ist simpel: Laufen, interagieren, beten, das Kruzifix schwingen. John ist kein Action-Held, sondern ein verletzlicher Priester, der sich durch eine feindselige Welt kämpft. Die Bosskämpfe sind hart, manchmal unfair, und die Rätsel nicht immer logisch. Wer hier eine tiefgehende Spielmechanik erwartet, wird enttäuscht. Aber wer sich auf das Experiment einlässt, findet durchaus spannende Momente, besonders durch die unvorhersehbaren Ereignisse und die düstere Atmosphäre.
Wer sich für die 8-Bit-Ära interessiert oder auf der Suche nach einem ungewöhnlichen Horror-Erlebnis ist, sollte es ausprobieren. Aber wer moderne Spielmechaniken oder eine klare Erzählung erwartet, könnte enttäuscht sein.
