Als Kind und Jugendlicher bin ich samstags mit der Familie oft in das etwa 30 Kilometer entfernte Krefeld gefahren. Dort gab es für uns immer verschiedene Stationen: Den Papier-Planet (ein leider nicht mehr in der Form existierendes, riesiges Bücher- und Zeitschriftenantiquariat), den McDonalds, die Miniatureisenbahn in der Bahnhofshalle und vor allem die große Buchhandlung im Hauptbahnhof. Dort gab es damals ein großes Regal voll mit den bekannten Perry Rhodan Silberbänden, welches mir immer noch im Gedächtnis ist. Ich habe mehrmals versucht, den Einstieg in diese, seit den Sechzigern fortlaufend weiterlaufende, Science-Fiction-Geschichte zu finden. Und ich bin jedes Mal gescheitert. Vor drei Wochen habe ich nun durch Zufall erfahren, dass ein neuer Subplot (genannt Zyklus) begonnen hat. Und was soll ich sagen? Ich steige ein!
Vor dem Lesen meines ersten Heftes habe ich ein wenig Recherche im Netz betrieben und will euch erst einen kleinen Überblick über die Serie an sich und später zum aktuell gestarteten Zyklus geben.
Struktur der Publikationen
Perry Rhodan ist im Grunde die dienstälteste, durchlaufende Science-Fiction-Serie der Welt. Seit 1961 erscheint jede Woche ein schmales Heft mit rund 60–70 Seiten, geschrieben von einem wechselnden Autorenteam, das gemeinsam an einer fortlaufenden Handlung strickt. Ein sogenannter Exposé-Autor legt die grobe Handlung fest, verteilt Hintergründe, Technologien und Figurenbögen, und die einzelnen Romane werden dann innerhalb dieses Rahmens ausgestaltet. Über 3300 Hefte sind so inzwischen zusammengekommen – ein absurd langer Erzählstrom, der vom Umfang her ganze Regale an “normalen” Romanen füllen würde.
Die Hefte sind in sogenannte Zyklen eingeteilt, das sind abgeschlossene oder halb-abgeschlossene Story-Arcs von meist 50 bis 100 Bänden, manchmal zusammengefasst zu noch größeren “Großzyklen”. Jeder Zyklus hat ein übergreifendes Thema oder Rätsel und führt die Figuren in diesem Rahmen durch einen mehrjährigen Plot.
Parallel dazu gibt es die schon erwähnten Silberbände: Das sind Hardcover-Sammelbände, in denen fünf bis zehn der frühen Hefte neu bearbeitet und zu einem etwas glatteren, moderner lesbaren Romantext zusammengefügt wurden.
Seit 2011 existiert mit “Perry Rhodan Neo” ein Remake der Reihe. Angepasst auf heutige Standards und Technologien wird dort für Neueinsteiger die Geschichte neu erzählt. Ich habe mich aber gegen diese Reihe entschieden – ich wollte das Original.
Die übergreifende Story
Wir schreiben am Anfang der Hefte die frühen 1970er Jahre. Der Menschheit gelingt die Mondlandung und der amerikanische Astronaut Perry Rhodan stößt dort auf ein havariertes Raumschiff der hochentwickelten Arkoniden. Rhodan nutzt dieses Wissen, um auf der Erde die “Dritte Macht” aufzubauen: Einen unabhängigen, vereinigenden Faktor zwischen den damaligen Großmächten. Er legt damit den Grundstein für ein zukünftiges, geeintes Terra und später ein interstellares Imperium der Menschheit.
Je weiter die Serie voranschreitet, desto weiter entfernt sie sich von diesem Kalten-Krieg-Setup und desto kosmischer wird alles: Die Menschheit mischt zunehmend im Konzert der galaktischen Völker mit, stolpert über uralte Sternenreiche, künstliche Intelligenzen in Planetengröße, fremde Dimensionen und irgendwann auch über Wesenheiten, die weit über normale Zivilisationen hinausgehen: Superintelligenzen, die so etwas wie abstrakte Ordnung- und Chaos-Mächte im Hintergrund des Universums darstellen.
Aktuell schreiben wir in den Romanen das Jahr 2249 NGZ (neuer galaktischer Zeitrechnung). Das Jahr 1 NGZ entspricht dabei dem Jahr 3588 nach Christus. Wir befinden uns also bereits weit in der Zukunft. Perry Rhodan ist als Charakter deshalb immer noch dabei, weil er relativ zu Beginn mit einer Quasi-Unsterblichkeit ausgestattet wurde. Er altert kaum mehr, ist gegen normale Krankheit und Alterung geschützt. Das macht ihn (nach vielen verschiedenen Positionen, Sinnkrisen und Selbstzweifeln) zu einer sehr einflussreichen Person unter den Terranern.
Der Fall Ragnarök
Das erste Heft des neuen Zyklus heisst “Der Fall Ragnarök”. Der Einstieg war für mich ein Sprung ins kalte Wasser. Gleich auf den ersten Seiten prasselten Begriffe, Technologien und jahrzehntealte Zusammenhänge auf mich ein, von denen zwar vieles im Text kurz erklärt oder angedeutet wird, die aber trotzdem Zeit brauchten, um in meinem Kopf eingeordnet zu werden. Ob NATHAN (der zentrale Großrechner auf dem Mond; er steuert das Solsystem und kontrolliert Wetter, Industrie, Verkehr, Tektonik und militärische Sicherheit) oder das Volk der Topsiden – bei allem Unbekannten, was mir beim Lesen begegnete, war die Perrypedia und die offizielle Perry Rhodan Webseite eine große Hilfe beim Nachschlagen.
Inzwischen bin ich im dritten Heft des aktuellen Zyklus angekommen, und so langsam macht es “Klick”. Ich merke, wie sich Puzzleteile zusammensetzen, Figuren vertrauter werden und ich von Woche zu Woche gespannt bin, wie es weitergeht. Die wöchentlichen Hefte sind wie eine Fernsehserie zum Lesen – das macht mir richtig Spaß momentan!
Im Heft (und im weiteren Zyklus) geht es darum, dass Terra sich nach den Verwüstungen durch die Shrell (aus dem vorherigen Zyklus) erholt – und dann plötzlich ein PSI-Impuls die gesamte terranische Technik ausfallen lässt. Eine fortschrittliche künstliche Intelligenz (“der gute Geist Terras”) scheint eine Lösung für die Probleme zu sein, jedoch gibt es Vorbehalte sie auf das Sol-System loszulassen. Außerdem scheint eine Firma namens Wylon Hypertech noch eine größere Rolle zu spielen.
Fazit
Alles in allem würde ich diesen Versuch, in das Rhodan-Universum einzusteigen, als gelungen bezeichnen. So weit habe ich es in der Vergangenheit noch nie geschafft. Ich bin gespannt, wie sich die Geschichte entwickeln wird und ob die Spannungskurve über die Hefte hinweg gehalten werden kann.
