Ermittlungen im historischen Leipzig

Diese Woche habe ich meinen digitalen Detektiv­hut aufgesetzt – und zwar mit ganz besonderer Begeisterung: Ich habe endlich das Spiel Casebook 1899: The Leipzig Murders durchgespielt; und als großer Fan von Sherlock Holmes: Crimes & Punishments hat mir das riesigen Spaß gemacht, denn: Hier liegt ein würdiger Nachfolger in Sachen digitaler Ermittlungen vor. Und das auch noch als Ein-Mann-Projekt aus Deutschland.

Schon beim ersten Einstieg in war ich sofort begeistert von dem historischen Setting. Wir befinden uns in Leipzig um das Jahr 1899; eine Stadt im Wandel durch die Industrialisierung: Dampfende Fabriken und erste Automobile, die Pferdekutschen ersetzen. In meiner Romanarbeit beschäftige ich mich ja oft mit vergangener Zeit mit glaubwürdiger Atmosphäre und genau das gelingt diesem Spiel auf beeindruckende Weise.

Was mir besonders gefallen hat, ist das klassische Point-and-Click-Spielprinzip mit geradliniger Deduktion: Man spricht Zeugen an, untersucht Schauplätze, notiert Fakten im Notizbuch, verknüpft Hinweise miteinander, leitet Motive ab und trifft dann eine Entscheidung, wer der Täter sein könnte. Wie bei Sherlock Holmes schwingt da dieser Moment mit: “Habe ich wirklich alle Spuren gefunden? Habe ich richtig kombiniert?” Im Spiel wird einem diese Würde gewährt: Man kann falsch liegen, das Spiel läuft trotzdem weiter und man sieht, wohin die eigene Schlussfolgerung geführt hat.

In Crimes & Punishments saß ich als Holmes am Tisch, betrachtete Beweise unter der Lupe, traf moralische Entscheidungen – in Casebook 1899 fühlt sich vieles ähnlich an, aber zugleich frischer: Weniger Superhelden-Holmes, mehr bodenständiger Ermittler in historischen Verhältnissen. So wird eine Nähe zur Realität aufgebaut: Eine Ermittlung im echten Erzählrahmen, nicht überdramatisiert, nicht episch überzogen, sondern ruhig-konsequent.

Auch die Präsentation stimmt: Die Pixel-Art-Grafik hat einen charmanten Retro-Look, und die deutsche Vertonung ist hochklassig – das trägt enorm zur Immersion bei.

So sehr ich das Spiel mag, ein paar Schwächen gibt es natürlich: Einige Rätsel sind etwas hakelig – besonders das Verknüpfen von Hinweisen im Notizbuch ist nicht immer intuitiv. Das kann ich aber verschmerzen, denn alles in allem fühle ich mich hier als Ermittler, nicht als Game-Mechanik-User.

Wenn ich mein persönliches Urteil in eine Note packen müsste: Ich gebe dem Spiel eine 2+ mit ganz klarer Empfehlung für Fans von klassischen Point-and-Click-Detektivspielen, die Atmosphäre und Narration über bombastische Effekte stellen.