Letzte Woche ist mit Keeper ein neues Spiel von Double Fine erschienen; das ist für mich als Fan des Studios von Tim Schafer immer etwas ganz Besonderes. Double Fine legt seit jeher Wert auf künstlerischen Anspruch, ungewöhnliches Spieldesign und eine markante Handschrift. Und genau das alles zeigt sich hier wieder.
Ich hatte in letzter Zeit viel um die Ohren. Aber dennoch habe ich mich auf das Spiel eingelassen. Silksong, Battlefield 6, Ghost of Yotei, FF Tactics und das Schmiede-Addon von Kingom Come: Deliverance 2 liegen schon einige Tage bei mir rum aber mussten nun noch weiter warten. Und die Entscheidung für Keeper habe ich nicht bereut. Was mich besonders angesprochen hat: Die Mischung aus vertrautem Double Fine-„Feeling“ und etwas Fremdem (ein wandelnder Leuchtturm, ein Vogelgefährte, eine komplett wortlose Geschichte).

Kommen wir direkt zu dem, was mir am Spiel gefällt: Da ist zunächst die visuelle Gestaltung. Keeper ist herrlich skurril und zugleich stimmig. Eine mythische, leicht surreale Welt, sehr farbig, voller Formen, die man so nicht jeden Tag sieht. Dieses Stilmittel setzt Double Fine mit voller Kraft ein. Auch die Besonderheit, dass man die Hauptfigur (einen Leuchtturm mit Beinen) kaum je sprechen hört, sondern die Geschichte durch Licht, Bewegung und Umgebung erzählt wird, empfinde ich als bewussten Verzicht auf konventionelle Dialoge und eine willkommene Konzentration auf Atmosphäre. Ein richtiges Wohlfühl-Spiel. Die Steuerung und das Gameplay sind sehr simpel, aber genau das finde ich gut: Man läuft, man leuchtet, man richtet den Lichtstrahl auf etwas, man nutzt den Vogelgefährten, und Stück für Stück entfaltet sich die Welt.

Natürlich ist nicht alles perfekt. Bei mir stellte sich das Gefühl ein, dass manche Spielmechaniken eher Mittel zum Zweck sind, um als Spieler nicht einfach so durchpreschen zu können. Es sind nicht immer tiefe Rätsel oder große Herausforderungen, die einen aufhalten. Auch die (schienenartige) Kameraführung oder die Steuerungsklärungen könnten besser sein (diese sind für meinen Geschmack zu aufdringlich). Es handelt sich außerdem um ein eher kurzes Erlebnis, und wer große epische Abenteuer erwartet mit hunderten Stunden Content, wird hier keinen Platz finden.
Fazit: Ein erfrischendes Spiel, das nicht primär auf Marktmechaniken oder große Kampagnen setzt, sondern auf Erlebnis. Ich freue mich, dass ich mir Zeit dafür genommen habe und würde es auch jedem empfehlen, der sich gerne auf eine etwas andere Videospiel-Erfahrung einlässt.