Walbeck hatte Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts einen Bahnhof?!
Meine Überraschung war nicht gerade klein, als ich das herausgefunden habe. Also nicht wegen des Fakts an sich, sondern weil es mir bisher in all meinen Recherchen so gar nicht aufgefallen ist! Das ändert zwar grundlegend nichts an meinem Roman, aber ich würde diesen Fakt natürlich gerne einbauen. Vor allem löst er an ein oder zwei Stellen kleinere Ungereimtheiten bzw. Unschönheiten in meiner “Inwelt-Logistik”. Nun also Fahrrad, Automobil, Kutsche und Eisenbahn. Mir gefällt es – auch wenn die Anzahl der Szenen mit geplanten Nachbesserungen nun wieder um drei gestiegen ist.

Bei der Bahn handelt es sich übrigens um die Geldernsche Kreisbahn – oder im Volksmund auch “der feurige Elias”, wie meine Nachfrage im historischen Verein offenbarte. Der Spitzname geht auf eine unfreiwillige, abenteuerliche Fahrt mit brennenden Heuballen zurück, die es wohl auch in die überregionale Presse schaffte. Die schmalspurige Kleinbahn verband zwischen 1902 und 1932 die niederrheinischen Orte Kempen, Wachtendonk, Straelen, Walbeck und Kevelaer. Hauptzweck war die Verbindung des ländlichen Raums mit den Hauptorten Straelen, Kempen und Kevelaer. Im Güterverkehr wurden die lokalen Produkte wie Getreide- und Futtermittel und Spargel transportiert. Ganze 19 Stopps (Personenbahnhöfe, Ladestationen, etc.) gab es auf den gerade mal 33 Kilometern – oft an größeren Bauernhöfen. Sehr interessant, ich habe mir bereits das Buch “Die Geldernsche Kreisbahn” von Lothar Riedel bestellt, was als Print-on-Demand angeboten wird.

Der ehemalige Bahnhof in Walbeck ist heute ein (sehr gutes) Steakhaus. Ich war schon oft zu Besuch, aber das wusste ich nicht. Sogar die Straße in der Nähe trägt den Namen “Kleinbahnstraße” – wie blind man doch manchmal durchs Leben geht!
Ich habe diese Woche bereits angefangen, die Infos zur Kreisbahn im Roman einzustreuen und habe ein paar andere Szenen unabhängig davon fertigstellen können. Auch wenn mich die Erkenntnis hart getroffen hat, motiviert mich dieser historische Fakt und der Einbau von diesem in den Roman. Vielleicht werde ich in den kommenden Wochen mal ein paar Überbleibsel der Bahn am Niederrhein besuchen und weitere Fotos machen. Das Buch soll auf jeden Fall am Dienstag bei mir ankommen – dann wird das erstmal gelesen und die Szenen fertig gemacht.
Am kommenden Wochenende gehe ich einer liebgewonnenen Tradition nach und werde das Amphi Festival in Köln besuchen. Also weniger Schreibzeit als sonst – und ich vermute auch ein entsprechend kurzer Tagebucheintrag am nächsten Sonntag. Aber ich werde Fotos für euch machen. Bis dahin, euch eine sonnige Woche!