Der milde Wind des Spätvormittags wehte durch das gekippte Fenster und ließ die Papiere auf seinem Küchentisch sanft rascheln; so als wollten sie sich noch ein letztes Mal bemerkbar machen, bevor Dennis sie fortgab. Der Duft von kaltem Tee hing in der Luft, und aus der Wohnung unter ihm drang das gleichmäßige Klopfen einer Nähmaschine, die seit Tagen ununterbrochen arbeitete.
Dennis zog den Karton ein Stück näher zu sich heran. Er hatte ihn gestern Abend sorgfältig gefaltet, die Kanten mit einem Küchenmesser glatt gezogen, bis sie so sauber wirkten, als kämen sie aus einem Schreibwarenladen. Jetzt lag das Manuskript darin. Über dreihundert Seiten, dicht beschrieben, manche mit kleinen Eselsohren, manche mit Randnotizen, die er in besonders müden Stunden hineingekritzelt hatte.
Tod zur Spargelzeit.
Er strich mit dem Daumen über den Titel, der in klaren Lettern auf dem Deckblatt stand. Zwei Jahre Arbeit. Zwei Jahre mit Rudi, Alfred, Annemarie, Pitter, Walter. Manchmal hatte er das Gefühl, er kenne diese Menschen besser als seine eigenen Nachbarn.
Er holte tief Luft, griff nach der Paketschnur und band sie so fest, dass der Karton an den Seiten leicht knirschte. Ein fester Knoten, dann noch einer, und schließlich strich er mit der Hand über die Oberseite, als müsste er das Paket beruhigen.
Draußen empfing ihn die klare Luft des frühen Tages. Die Straße war belebt, doch nicht unruhig. Es war das übliche Treiben: Ein Milchmann, der seine Kannen klappernd ablud; zwei ältere Damen, die miteinander im Schritt wetteiferten; ein Hund, der mitten auf der Gehwegplatte schnupperte. Dennis atmete tief durch, schob die Hände in die Manteltaschen. Das Paket klemmte zwischen Arm und Rippen. Er machte sich auf den Weg.
Vor der Poststelle herrschte reger Betrieb. Ein älterer Herr mit Brieftasche knöpfte sich schimpfend seinen Mantel zu, während eine junge Mutter versuchte, ihr quengelndes Kind davon abzuhalten, die Einlasskordel zu essen. Dennis stellte sich in die kleine, zäh fließende Schlange. Sein Herz klopfte unangemessen laut für eine Tätigkeit, die vermutlich Millionen Menschen jeden Tag erledigten.
Als er endlich am Schalter stand, hob er das Paket vorsichtig hoch und legte es auf die hölzerne Ablage. Es wirkte plötzlich unförmig und schwer, als hätte es im letzten Moment noch an Bedeutung zugenommen.
“Bitte sehr?” Der Mann hinter dem Schalter schaute ihn über seine Brille hinweg an, mit einem Gesichtsausdruck, den man als vorsichtig freundlich hätte bezeichnen können.
“Ich… ich möchte das hier versenden.” Er räusperte sich, als wäre seine Stimme nicht daran gewöhnt, sich bei solch wichtigen Anlässen zu melden. “An einen Verlag.”
Der Mann nickte und schob das Paket näher zu sich. Er prüfte die Adresse, als müsse er sicherstellen, dass der Verlag wirklich existierte und nicht bloß eine Laune eines übermüdeten Schreibers war.
“Wertgegenstand?” fragte er, während er mit geübter Hand ein Formular ausfüllte.
Dennis biss sich auf die Innenseite der Wange. Nach kurzem Zögern sagte er: “Für mich schon.”
Der Postmann sah ihn an; dann schob er ihm einen Einlieferungsbeleg entgegen. “Dann drücken wir Ihnen mal die Daumen.”
Als er aus der Poststelle trat und die Tür hinter sich zufiel, blieb er auf dem Bürgersteig stehen. Das Geräusch von Stimmen und Wagen drang gedämpft an ihn heran.
Das Paket war weg. Seine Geschichte war unterwegs.
Okay, okay. Ganz so war es nicht, aber meine Bewerbung ist nun endlich digital rausgeschickt! Da werde ich fast ein wenig sentimental – der Aspekt aus der obigen Geschichte stimmt. Nächste Woche melde ich mich noch einmal mit einem letzten Schreibtagebuch für dieses Jahr, bevor ich dann zwei Wochen Pause machen werde.
Euch einen angenehmen Start in die Woche!
