Schreibtagebuch – KW42/2025

Diese Woche möchte ich über etwas schreiben, das für mich beim Arbeiten an meinen Texten mittlerweile fast so selbstverständlich geworden ist wie das eigentliche Schreiben: Meine Moodboards. Für meine aktuelle Kurzgeschichte für den Schocktober (hier zu finden) habe ich mir zuletzt eines angelegt. Das Titelbild diese Woche ist eines meiner aktuellsten Fotos, welches explizit mit dem Hintergedanken aufgenommen wurde, es für ein Moodboard zu benutzen. Entstanden ist es vergangenen Sonntag an der Kerzenkapelle in Kevelaer am Niederrhein.

Ich benutze Moodboards und Atmosphäre beim Schreiben in einer durchaus intensiven Form; für mich ist es ein wichtiger Teil des kreativen Prozesses. Wenn ich an Szenen mit einer bestimmten Stimmung arbeite, dann will ich diese Stimmung nicht nur erfinden, sondern tatsächlich fühlen. Dazu gehört bei mir alles: Passende Musik, bestimmte Bilder, Licht im Raum und Gedanken und Erinnerungen, die ich bewusst kultiviere, um mich in das gewünschte Gefühl hineinzubegeben.

Ich habe festgestellt, dass ich auf diese Weise viel authentischer schreiben kann. Wenn ich etwa eine melancholische Passage schreibe, läuft im Hintergrund traurig-ruhige Musik, das Licht ist gedämpft, und ich umgebe mich mit Bildern, die dieselbe Atmosphäre versprühen: Verregnete Felder, alte Schwarzweißaufnahmen, verlassene Straßen. Umgekehrt entstehen lebhafte Marktszenen oder sommerliche Abschnitte meist bei offenem Fenster, mit hellem Licht und (ggf. künstlichem) Vogelgezwitscher. Eine mentale Bühne quasi.

Für “Tod zur Spargelzeit” habe ich gleich mehrere solcher Moodboards angelegt. Manche sind digital – mit historischen Fotos, alten Postkarten und Aufnahmen, die ich selbst aufgenommen oder in Archiven gefunden habe. Andere sind ganz analog, in Klarsichthüllen in Ordnern in meinem Arbeitszimmer. Das sind kleine Ausdrucke, Zeitungsausschnitte, Farbproben und Notizen. Besonders die historischen Bilder faszinieren mich immer wieder. Es sind Ansichten aus der Zwischenkriegszeit, Bauernhöfe, Marktplätze, Feldarbeiten, manchmal auch einfach nur Gesichter. Aktuelle Fotografien aus der Region ergänzen das Ganze und helfen mir, Brücken zu schlagen zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Schließlich spielt die Geschichte zwar in einer anderen Zeit, aber die Landschaft, das Licht, der Rhythmus der Tage sind noch immer da. Man darf nicht den Fehler machen, sich die Welt von damals als schwarzweiss oder grau vorzustellen.

Eines der Moodboards von “Tod zur Spargelzeit”, welches das Leben in Walbeck einfängt. Bestehend aus eigenen Fotografien (teilweise bearbeitet und mit Filtern versehen) und alten Postkartenmotiven.

Die Moodboards lassen sich auch prima als Kreativmethode benutzen – stellt gerne für euch selbst mal Fotos, Musik oder Gerüche zusammen und assoziiert dann frei Begriffe dazu und versucht eine Geschichte zu formen.

Was den Roman angeht, habe ich diese Woche übrigens wieder eine paar Szenen überarbeitet – und mal aktiv nach einer Wasserstandsmeldung bzgl. Gesamtgutachten gefragt. Ich werde berichten, sobald ich etwas höre.

Der Überarbeitungsfortschritt nach Kalenderwoche 42.

In der kommenden Woche steht neben ein paar einnehmenden beruflichen Terminen auch die SPIEL 2025 in Essen für mich auf dem Programm. Daher werde ich mich entweder auf Roman oder Kurzgeschichte konzentrieren müssen. Momentan ist mir mehr nach Kurzgeschichte – die soll schließlich bis Halloween beendet werden. Euch einen guten Start in die Woche!