Cozy Umzugshelfer

Sie sind bei vielen Leuten hoch im Kurs, aber ich mache um Spiele wie den Power Wash Simulator oder diese typischen Aufräum- und Dekorier-Simulationen einen großen Bogen – den Spielspaß habe ich bisher leider nicht gefunden. Sie sind mir meist zu gleichförmig, zu sehr auf stupides Abarbeiten von Aufgaben reduziert. Doch abseits des Genres greife ich in letzter Zeit immer wieder zu sogenannten Cozy Games, die eine ganz eigene Art der Entspannung bieten. Und genau dabei hat das “Aufräum-Genre” mich nun doch erwischt. Und zwar mit Whisper of the House. Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass mich ein Spiel, das sich so sehr ums Einrichten und Gestalten dreht, so in den Bann ziehen könnte. Aber es vereint auf eine ganz besondere Art das entschleunigte Gameplay von Klassikern wie Unpacking mit einer offenen Welt, die sich Stück für Stück erschließt.

Man zieht mit seiner Spielfigur (einem Mitarbeiter einer Einrichtungsfirma) in einen neuen Ort und beginnt mit dem Einrichten seines eigenen Hauses. Nach und nach geht es hinaus ins Dorf, wo weitere Häuser, Werkstätten und Geschäfte auf ihre Wiederbelebung warten. Aus vermeintlich simplen Tätigkeiten wie dem Platzieren von Möbeln oder dem Aussortieren alter Kisten entsteht ein regelrechter Flow. Man klickt sich von Objekt zu Objekt (und es gibt hunderte), dekoriert, richtet ein und merkt gar nicht, wie die Zeit vergeht. Dabei gelingt es dem Spiel, nicht in Monotonie zu verfallen, weil jeder Raum, jede Umgebung ihren eigenen Charakter hat. Mal wirkt es fast wie eine kleine Detektivarbeit, die richtigen Stücke zueinander zu bringen, mal wie das liebevolle Restaurieren eines Lebensraums, in dem die Lebensgeschichte des Bewohners aufblitzen.

Natürlich hat das Spiel auch seine Grenzen. Es gibt Momente, in denen man merkt, dass der Fortschritt ein wenig ins Stocken gerät oder dass die Aufgaben sich wiederholen. Manchmal fühlt man sich wie ein Umzugshelfer, der unermüdlich immer weiter Kisten schleppt und Stühle verrückt. Aber diese leichten Schwächen ändern nichts daran, dass Whisper of the House in mir eine erstaunliche Ruhe und Zufriedenheit auslöst.

Was dem Ganzen zusätzlich seinen besonderen Zauber verleiht, ist die Präsentation. Whisper of the House setzt auf eine detailreiche Pixelgrafik in isometrischer Perspektive. Jede Umgebung ist farbenfroh gestaltet, ohne dabei jemals überladen zu wirken. Stattdessen entsteht ein wohliger Retro-Charme, der an klassische 16-Bit-Rollenspiele erinnert, aber in einem modernen, klaren Stil umgesetzt ist. Besonders gefallen mir die kleinen Details: Lichtkegel, die sanft durch Fenster fallen, winzige Dekoelemente wie Bücher oder Teetassen, die jedem Raum Persönlichkeit geben, und die Art, wie die Farbpalette zwischen warmen, gemütlichen Innenräumen und lebendigen, offenen Außenbereichen wechselt. Die Optik ist für mich nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern einer der Hauptgründe, warum ich so gerne immer wieder in dieses Spiel zurückkehre.

Kurz gesagt: Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich für so ein Spiel begeistern könnte, aber Whisper of the House hat mich eines Besseren belehrt. Vielleicht ist es auch was für einen von euch!