Man kennt das: Ein Text wirkt so trocken wie ein altes Brötchen auf der Heizung. Und man wünscht sich, er wäre saftig, lebendig, überraschend. Wie eine frische Wassermelone, die beim ersten Biss zu kleckern beginnt. Genau hier kommt eine neue Kreativtechnik ins Spiel – eine Methode, die Texte in ein Kaleidoskop aus Bildern, Geschmacksexplosionen und Stirnrunzeln verwandelt. Und wenn ihr es durch diese Einleitung geschafft habt, dann ist euch vielleicht schon klar, worauf das hinausläuft: Nutze Vergleiche. Viele. Zu viele.
Aber nicht irgendeinen Vergleich, sondern solche, die sitzen wie ein maßgeschneiderter Anzug auf einer Giraffe. Also: Ein bisschen daneben, aber so, dass man hinschauen muss.
Was ist die Idee?
Man schreibt einen Text – am besten eine kleine Szene, eine Mini-Erzählung, ein Porträt, ganz egal. Aber man baut in fast jeden Satz einen Vergleich ein. Nicht nach Schema F wie „so stark wie ein Löwe“, sondern eigenwillig und schräg. So, dass der Text bunt und überladen ist.
Dabei entwickelt man ein gewisses Gefühl für:
- den Effekt von Sprachbildern,
- die Dosis, die ein Leser verträgt,
- den Unterschied zwischen abgedroschen und originell,
- und letztlich: Eine eigene stilistische Handschrift
Ein Beispiel
Hier ein kurzer Textausschnitt – frei erfunden, wild übertrieben, genau richtig für diese Übung:
Sie betrat das Café wie ein Waschbär, der aus Versehen einen Schönheitssalon gestürmt hatte. Ihre Haare standen ab wie ein explodierter Strohballen. Der Blick des Baristas traf sie wie ein Wurf nasser Socken. Sie setzte sich auf einen Stuhl, der unter ihr knarzte wie ein beleidigter Wal. „Einen doppelten Espresso, bitte”, sagte sie, mit einer Stimme, so rau wie eine Katze, die seit drei Tagen gegen eine Glastür miaut. Der Barista nickte, als hätte er gerade beschlossen, seinen Job mit dem gleichen Enthusiasmus zu machen wie ein Kind, das Spinat essen muss. Draußen zog der Regen über die Scheiben wie ein betrunkener Eisbär über eine Tanzfläche.