Diese Woche stand ganz im Zeichen der Recherche. Recherche bei annähernd dreißig Grad in meinem Dachgeschosszimmer… Während das Manuskript ruhte, bin ich tief in das Bauernleben rund um das Jahr 1927 eingetaucht. Dieses nimmt in meinem Roman eine wichtige Rolle ein, denn der Kriminalfall spielt sich in genau diesem Milieu ab.

Statt neuer Kapitelseiten gab es alte Urkunden, Buchauszüge und historische Aufsätze. Ich habe mich durch historische Quellen gearbeitet, Berichte gelesen, Fotos gesichtet – wieder mal konnte ich mich dabei auf Archivmaterial aus dem Stadtarchiv Geldern und dem Kreisarchiv Kleve verlassen. Zwischen alten Lageplänen, Erntekalendern und handschriftlichen Aufzeichnungen öffneten sich Einblicke in eine Zeit, die ich wahnsinnig interessant finde.
Besonders spannend war, wie unmittelbar sich durch solche Funde der Alltag rekonstruieren lässt. Zur Schulzeit hat mich Geschichte nie interessiert, doch seit einigen Jahren zieht sie mich ungemein in ihren Bann und erwacht in meinem Kopf zum Leben. Ich konnte beinahe hören, wie ein Holzpflug durch schweren Boden zieht, riechen, wie es in einer Scheune nach der Heuernte duftet, oder mir vorstellen, wie mühsam ein Tag auf dem Feld gewesen sein muss, wenn das Werkzeug noch aus eigener Kraft geführt wurde. Es entstehen direkt Bilder im Kopf, Ideen für Geschichten und Abenteuer.
Alles in allem habe ich mit meinen bisherigen Kernannahmen bei Schreiben des Romans richtig gelegen, daher ergeben sich nur wenige Anpassungen. Die folgenden Punkte beschreiben das bäuerliche Zusammenleben auf dem Land zu dieser Zeit aus meiner Sicht sehr gut:
- Fast völlige Abhängigkeit vom Wetter. Es gab keine Versicherung, keine technischen Ausweichmöglichkeiten – eine verregnete Ernte bedeutete schlicht: leere Vorratskammern.
- Rolle der Kinder. Viele Kinder arbeiteten regelmäßig mit, besonders in der Erntezeit. Schule war wichtig, aber das Feld ging vor.
- Stellenwert der Gemeinschaft. Vom Dreschen bis zum Schlachten – vieles geschah gemeinsam, mit Nachbarn und Verwandten. Arbeit war oft ein soziales Ereignis.
- Einfache, aber durchstrukturierte Alltagslogik. Jeder Tag hatte seine Ordnung. Vom frühen Aufstehen bis zum Melken am Abend – alles hatte seinen festen Platz und Rhythmus.
Solche Details sind für mich mehr als nur Hintergrundrauschen. Sie sind der Stoff, aus dem die Glaubwürdigkeit meiner Figuren entsteht. Ich möchte, dass der Roman nicht nur erzählt, sondern erinnert und lebhafte, nachvollziehbarer Bilder im Kopf des Lesers entstehen lässt.
Nächste Woche geht es dann wieder ans Schreiben – mit neuen Einsichten und der Absicht, die Realität noch besser in meinen Text zu bannen. Auf Grund des Feiertages werde ich dafür wieder schön viel Zeit haben :). Euch eine angenehme Woche!